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Wie und warum beobachte ich mich?

Auf dem spirituellen Weg, der der Erlösung der Seele und dem wahrhaftigen Beschreiten des eigenen Seelenweges dient, ist das Beobachten ein wichtiger Aspekt.


Ich werde immer wieder gefragt, wie man seine Prozesse begeht, seine Themen bearbeitet, Leid und Schwierigkeiten auflöst. Es mag ernüchtern sein zu hören, dass es im Wesentlichen um das Beobachten geht. Gemeint ist das sich selbst beobachten als ein Schlüssel zu besserem Wohlbefinden und zur Erleichterung der Lebensthemen. Das gelingt, wenn die Beobachtungen zu Einsichten, Erkenntnissen und darauf hin zu Veränderungen führen.


Was hat es nun mit diesem Beobachten auf sich und vor allem, wie geht das?

Es gibt kein wirkliches Rezept und jede Einzelne muss und darf eigene Nuancen in sich entdecken, wie es funktioniert: Wie ich mit den Gedanken und Gefühlen umgehe, die permanent in mir entstehen und mich in die eine und andere Richtung drängen, wie ich das Beobachten zum Selbstläufer werden lasse, bis es sich im positivsten Sinne eingeheilt hat.


Das Beobachten dient dazu, den eigenen Verstand zu durchschauen. Meistens ist doch der Verstand,

und damit auch verbunden die Persönlichkeit - das Ego - der Herrscher im Haus. Der Verstand arbeitet aus der Vergangenheit heraus, er arbeitet erlebte Erfahrungen ab und ist bemüht, sich ständig zu wieder-holen. Gerne gaukelt er mir dabei vor, dass dies das Gelbe vom Ei ist - die einzige Lösung, der einzige Weg, die einzige Wahrheit, die gerade jetzt in diesem Moment funktioniert. Und tückisch genug, aber

es fühlt sich so authentisch an, so dass ich immer wieder geneigt bin, diesen Ideen Glauben zu schenken und sie zu verfolgen.


Der Verstand ist lösungsorientiert und möchte fortlaufend Lösungen finden, uns anbieten. Jeden Tag wieder von neuem wirft er sich ins Zeug und findet Lösungen, hunderte, tausende eventuell. Oft sind es Lösungsfetzen, die kaum bemerkt, schon wieder verpuffen, da sie gar nicht realisierbar sind oder bereits durch eine andere verlockende Scheinwahrheit abgelöst werden. Es mag durchaus sein, dass eine gute Lösung dabei ist, vielleicht sogar eine brillante, die, soweit sie umgesetzt ist, genau das erfüllt, wonach es mir ist.

Natürlich dürfen wir den Verstand nutzen, denn als Mensch haben wir gar keine andere Wahl, somit akzeptiere ich das und nutze die Intelligenz des Verstandes da, wo es sinnvoll ist.


Auf dem Erlösungsweg der Seele ist der Verstand nicht nötig, sogar unbrauchbar und hinderlich. Wenn ich nach tiefen Einsichten suche, mich selbst erkennen möchte und trotzdem dem Verstand folge, ist das ein Widerspruch in sich und führt zu seelischem Druck. Diesem begegne ich unter Umständen mit Gegendruck und schmeiße mich wiederum, die unguten Gefühle kaum aushaltend, an meinen Verstand heran, damit er mir aus der Patsche hilft. Damit setze ich mich eher schachmatt als irgendeinen Blumen-topf zu gewinnen.


Lieber beobachte ich mich. Ich beobachte, wie ich denke und fühle. Ich beobachte, wie ich handle und was dabei herauskommt, bei mir, beim Gegenüber und in der jeweiligen Situation.

Ich reflektiere. Ich lasse diese Beobachtung in mich einsinken und lasse sie dann dort stehen. Tue nichts weiter.


Das ist der Punkt, wo diese Haltung zu einer Kunst wird. Auf dem Wege des Beobachtens springt doch gleich wieder der Verstand an und hat sämtliche Ideen. Schnell rotiert es in meinen Schädel und es fühlt sich so wohlbekannt an, denn dort habe ich mich bereits den Großteil meines Lebens aufgehalten.

Ja, wenn ich jetzt diesen alten Mechanismen Glauben schenke und vertraue, verpasse ich das, worum

es beim Beobachten geht. Nämlich um Stille, Nichts-tun, um das pure Dasein und Wertfreiheit.


Gelassenheit, gepaart mit Vertrauen, dass alles gut ist, so wie es ist. Mein Nervensystem darf sich beruhigen, es muss nicht ständig angekurbelt werden, um permanent Handlungsimpulse zu versprühen.

Wenn ich mich beobachte, kommen Gefühle hoch. Das ist der nächste herausfordernde Part. Ich bleibe ja nicht unbedingt nüchtern und gelassen im ersten Moment des Beobachtens. Sondern Erfahrungen,

die ich gemacht habe, die mit Emotionen angereichert sind und deren Verknüpfung das limbische Gehirn allesamt abgelegt hat, schwingen wieder an. Die Gefahr, immer wieder in der Vergangenheit zu landen und die Vergangenheit in die Zukunft zu übertragen, ist selbstverständlich sehr groß und betrifft uns alle.


Das Gute ist, ich muss mich deswegen nicht bewerten. Auch das kann ich stehen lassen. Wenn ich weiß, dass die Mechanismen so funktionieren, erlaube ich mir immer wieder, auszusteigen und in Ruhe in etwas Tieferes hinab zu sinken, auch wenn dort möglicherweise Leere auf mich wartet.


Auch die Leere, die sich häufig einstellt, wenn ich aus dem Verstand aussteige, ist nicht immer einfach auszuhalten und es bedarf der Übung, mit ihr umzugehen. Im Laufe der Zeit entsteht Vertrauen, dass diese Leere nichts Beängstigendes ist und nichts Schlimmes mit mir macht. Habe ich dies noch nicht geübt und gelassen erfahren, ist mein Verstand sofort bemüht, diese Leere auszuradieren und mit etwas scheinbar Gehaltvollem zu ersetzen, mit Lösungen, mit Ideen, Vorschlägen, mit Wünschen, Begierden, die ich am liebsten sofort umsetzen möchte. Die Gedanken kreisen: wie könnte ich dieses und jenes tun? wie könnte ich da und dort hinkommen? kaufe ich mir etwas? was will ich haben, Essen, Trinken oder was konsumiere ich schnell? und so weiter. Damit laufe ich vor mir weg, und das ist natürlich völlig in Ordnung, wenn ich es denn erkenne und mich dafür nicht bewerte.


Es wird mir und dir immer wieder geschehen, und die gute Nachricht ist, wir haben unser ganzes Leben Zeit, dies immer wieder zu erkennen, zu wiederholen. Irgendwann sind Einsichten erfolgt und so tief in mein Seelenleben eingesickert, dass sich wie von selbst Veränderungen einstellen.


Weil der Prozess gereift ist, weil etwas in mir soweit gereift ist, dass ich einen Schritt weiter gehe, auf natürliche, unspektakuläre und plötzlich selbstverständliche Weise.

Ich bemerke, dass sich Einstellungen gewandelt haben, dass ich da und dort nicht mehr anspringe, sondern ruhig und besonnen bleibe, dass ich anders esse, konsumiere, dass ich Menschen zuhören

und sie ansehen kann, ohne sie zu bewerten.


All das beobachte ich auch, und in dem Moment, in dem sich mein Verstand schon wieder einschaltet, steige ich aus. Ich beobachte mich, denn dies ist ein unaufhörlicher Prozess, und in dem Moment, in

dem ich bewerte, mich und andere, steige ich aus.


Oja, das ist sehr mühsam, vor allem am Anfang. Da schießt eine Bewertung nach der anderen aus dem Geiste heraus. Automatisiert, bemerkt oder unbemerkt, ist fast jeder Gedanke eine Bewertung. Prüfe dich dahingehend und sei ehrlich mit dir, dann stellst du das fest. Ich erinnere mich, als ich vor vielen Jahren diesen Weg anfing, stolperte ich am laufenden Meter über meine eigenen Bewertungen. Wenn

ich andere bewerte, bewerte ich immer auch mich selbst. Bin ich in meiner Mitte und in jeder Hinsicht wertfrei und wertschätzend unterwegs, bleiben auch die Urteile andern gegenüber aus.


Mache die Haltung der Wertfreiheit zu einer Lebenseinstellung und der Gedankenstrom an Bewertungen beruhigt sich. Immer unmittelbarer, um neue, leichtere, freiere innere Zustände zu realisieren.



Gefühle, die hochkommen, sind teils bedrückend, beängstigend und unangenehm. Das Beste, was du jetzt tun kannst, ist zu atmen.

Das Gefühl stehen lassen, dem Versuch zu

widerstehen, es sofort wieder weg zu drücken.


Ich vermute, es ist vielfach der Darm, der den ungewollten Müll aufnehmen muss, aber auch andere Körperareale, alles ist möglich. Ich erlebe es bei mir meistens im Bauchraum, im Geflecht des Darms. Da entsteht Druck, Enge und teilweise auch ein Schmerz.


Atme, lass alles stehen, versuche, nicht über zu interpretieren, versuche, keine Scheinlösungen zu erschaffen, laufe nicht vor dir weg. Atme und lass alles einfach so, wie es ist. Beobachtest du deine Gefühle und Gedanken, gibst ihnen Raum, dann wirst du erleben, dass sie wie Schwaden am Himmel wegschweben und sich die Ballung, die du am Anfang als erdrückend erlebt hast, verringert. Dies geschieht immer wieder, jedes mal, wenn du dir solch einen Raum zum Beobachten gibst.

Atmen, Sein, nichts wollen. So vibrieren die Schwingungen aus.

Alles was du in dir beobachtest, sei dir dessen gewahr, bist du nicht. Du kannst nur fühlen und beobachten, was du nicht bist, denn all das sind Auflagerungen, Einheilungen, Muster, Prägungen, Traumatisierungen, Erfahrungen, die du gemacht hast und die dich von dem Moment an begleiten -

aber die das, was du wirklich bist, nicht sind.


Diese Differenzierung darf tief in dich hinab sinken, so dass du realisierst, dass alles was du erlebst und beobachtest, du nicht bist. Das ist hilfreich für die Einordnung deiner Themen in einen größeren, durchaus kosmischen Zusammenhang und für das Neu-Entstehen von übergeordnetem Vertrauen.

Es dient dazu, Trennung aufzuheben und Urvertrauen zu realisieren.


Mit diesem Beobachten kannst du dich ein Leben lang beschäftigen. Das Gute ist, dass es immer leichter wird. Irgendwann ist das ein Prozess, der einfach abläuft, den du ohne Anstrengung vollziehst und der dich begleitet. Der zu dir gehört, wie deine Haut, deine Haare, der einfach da ist und dich keine weitere Energie kostet, weil es so selbstverständlich geworden ist. Das heißt nicht, dass du geheilt bist und nichts Schlimmes oder Blödes mehr passieren kann. Es heißt einfach nur, dass du beobachtest, was ist. Das ist wunderbar und großartig.


Spüre auch immer wieder die Qualität, in der Gefühle und Gedanken sich im Körper präsentieren. Der Darm mit seinem enterischen Nervensystem wurde schon erwähnt, häufig findest du deine Themen auch im Herzzentrum, im Brustraum, weiterhin kann es der Schädel sein, der Rücken... jedes Körperteil.

Es hängt von den eigenen Erfahrungen ab und wo sie im individuellen Körpersetting abgelegt worden ist.


Das kannst du wiederum beobachten.

Wie fühlt sich diese Schwingung in meinem Körperteil an: beengend, bedrückend, verzweifelnd, abgrundtief, zornig, traurig, neidisch, missgünstig, einsam, ausgeliefert, hilflos, aggressiv oder was du sonst noch beobachtest. Das gibt dir wiederum Hinweise auf die Art der Erfahrung, die du gemacht hast - wie du sie gemacht und verwertet hast. Erinnere dich, dass du das nicht bist, du aber sehr wohl diese Zustände hast. Somit ist es in deiner Verantwortung, mit ihnen umzugehen.


Und sie sind genau das, was du brauchst, um den Weg der Seelenerlösung gehen zu können.



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