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Mein Darm, meine Psyche

Aktualisiert: 20. Jan. 2019

Hippokrates weiß es schon lange, „der Tod sitzt im Darm“. Mit diesem düstern Bild möchte ich

jedoch nicht weiter machen, sondern nur die enorme Bedeutung des Darms für den Menschen,

und hier besonders für den „emotionalen Menschen“ unterstreichen.


Es wird mittlerweile zum Glück viel vom Bauchgefühl und von ‚in der Mitte sein‘ gesprochen. Der Darm ist in enormem Ausmaß von Nerven umgeben und enerviert, was ihn zu einem hochsensiblen Organ macht.


Der Darm ist unser „Unterbewusstsein“

Gewebe speichert Emotionen ab, und

Eindrücke bleiben nur haften, wenn sie emotional aufgeladen wurden. Die Wissenschaft hat nachgewiesen, dass in unseren Faszien,

also dem Bindegewebe, Emotionen gespeichert werden. Sind die Faszien verklebt, ist es leicht nachvollziehbar, dass auch Emotionen im festen kollagenen Verbund stecken bleiben und wenig oder gar nicht abfließen können.


Darüber hinaus ist jede Körperzelle ein kleiner Computer für sich mit einem enorm guten Gedächtnis, ebenso profund informiert über unsere Vergangenheit wie der archaische Gehirnanteil, das

limbische System, dass die Verknüpfung von Ereignis und Emotion ablegt und entsprechende Signale

an das Nervensystem weiterleitet.


Der Darm ist unser „Unterbewusstsein“, sozusagen der Keller eines Hauses, in den gerne etwas

abgestellt (und dann vergessen) wird, der zwischenzeitlich vollgestopft ist, der dunkel und meist

nicht gut geputzt ist.


Der Darm macht noch etwas Erstaunliches, er produziert das Hormon Seratonin

Dabei gehen 80 – 95 (!) % der Informationen und Impulse, die den physischen und psychischen Menschen steuern, vom Bauch zum Kopf und entsprechend wenig Informationen nehmen den Weg

vom Kopf zum Bauch. Der Darm ist unser Bauchhirn, ähnlich verschlungen und gewebig aufgefächert

wie das Kopfhirn. Entscheidungen aus dem Bauch heraus sind bekanntlich meist die Besten.


Weiterhin befinden sich 2/3 des aktiven Immunsystems in der Darmschleimhaut.


Der Darm macht noch etwas Erstaunliches, er produziert das Hormon Seratonin, und dies bis zu 97%.

Seratonin ist ein Botenstoff, ein Neurotransmitter, genau wie Dopamin, Oxytocin. An der Nervenzelle

hat Seratonin die Aufgabe, Informationen über den synaptischen Spalt zur nächsten Nervenzelle

zu transportieren. Alle Körperfunktionen sind nerval gesteuert, ohne verfügbares Seratonin kommt es zur teils drastischen Einschränkung der Gesundheit.


Wenn Seratonin an den Nervenendigungen fehlt, entsteht Chaos im System

Nur 1-3% des Seratonins werden im Gehirn produziert, obwohl es genau dort gebraucht wird!

Seratonin ist, genau wie Oxytocin, ein Glückshormon. Es hebt die Stimmung, motiviert, mobilisiert.

Und es baut Stresshormone ab! Das heißt also, wenn es mal richtig bunt im Leben zugeht, ein wenig

über der gesunden Grenze, sorgt Seratonin dafür, dass die die Stresshormone Cortisol, Adrenalin

und Noradrenalin abgebaut werden. Ist dies geschehen, ist das vegetative Nervensystem als auch

die Hormonbalance der Nebennieren (wo die Stresshormone produziert werden) gesund orientiert

und der Mensch fühlt sich wieder fit und leistungsfähig.


Langanhaltende Darmbeschwerden/-Krankheiten und langanhaltender Stress können vom System irgendwann nicht mehr ausbalanciert werden. Dann erschöpfen die Nebennieren und letzlich auch die Seratoninproduktion. Wenn Seratonin an den Nervenendigungen fehlt, entsteht Chaos im System:

Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, Verstopfung, Nahrungsmittelallergien (leaky-gut-syndrome), Schlafstörungen, Blasenprobleme, Augenprobleme, Zittern, Ängstlichkeit/Angst bis hin zur Panik, Konzentrationsmangel, Gedächtnisprobleme, Blutdruckschwankungen, Gelenkschmerzen, Erschöpfung…


Viele der Befindlichkeitsstörungen, die durch einen Serotoninmangel hervorgerufen werden, zeigen eine psychische Komponente

An diesem Punkt wird von Burn out gesprochen (siehe auch meinen Beitrag „Du hast keinen Burn out,

Du hast eine Nebennierenschwäche“).

Die Darmgesundheit ist somit wesentlich verantwortlich für die Gesundheit des

gesamten Menschen! Wissenschaftler

fangen an zu belegen, dass Darmkrankheiten - und diese haben allesamt mit einem ungesunden Darmmikrobiom zu tun –

zu vielfältigen Krankheiten wie Diabetes, Alzheimer, Parkinson, Multiple Sklerose

und vielem mehr führen können.


Schulmedizinisch spricht man von einer Depression

Aus der Symptomenauflistung ist deutlich geworden, dass viele der Befindlichkeitsstörungen, die

durch einen Serotoninmangel hervorgerufen werden, eine psychische Komponente zeigen, allen voran

die Ängstlichkeit und Panik, der Konzentrationsmangel, die Dauererschöpfung, beträchtliches Schlafdefizit und das Gefühl, bereits den einfachsten alltäglichen Dingen nicht mehr gewachsen zu sein. Schulmedizinisch spricht man von einer Depression.


Eine Depression zu haben, ist in unserer Gesellschaft nach wir vor unschön. Schnell drängen sich Bilder auf, wie z.B. das der betroffene Mensch lebensuntüchtig ist, „nicht mehr richtig tickt“, immer schon

labil war, geistig nicht gesund ist usw.


Wer in dieser Situation war oder ist, findet nach geraumer Zeit auch heraus, wer die wahren Freunde sind und welche Menschen sich verabschiedet haben.

Es braucht viel Zeit und Geduld, wieder auf die Beine zu kommen.


Was ich Dir empfehle
  • Die zugrunde liegende Darmproblematik muss behandelt werden

  • Vertraue dich guten Freunden und deiner Familie an, um praktische Unterstützung, aber vor allem emotionale Unterstützung zu erhalten

  • Bitte deine dir vertrauten Menschen, dir zuzuhören, ohne dir Ratschläge zu erteilen, die sowieso nur aus der Hilflosigkeit entspringen

  • Wenn du jemand bist, der vorrangig für andere da ist, kannst du jetzt zulassen, dass du jetzt an der Reihe bist und du von der Liebe und Fürsorge der anderen getragen wirst

  • Dies ist eine wichtige Erfahrung, es lehrt dich, Hilfe anzunehmen und zeigt dir, dass du geschätzt und nicht allein bist

  • Schäme dich nicht für deine Zustände, sie können jedem passieren, und gib dir auf keinen Fall die Schuld dafür; wenn du aus dem Gröbsten raus bist, hast du genug reflektiert und dazu gelernt, so das du besser gerüstet weiter gehen kannst

  • Und, wie du gelernt hast, bist du nicht einfach „nur ein Hascherl“, sondern leidest unter profunden körperlichen Entgleisungen, die behandelt werden müssen. Sei dir dabei bewusst, dass der Körper immer auf Gesundheit bedacht ist, und Symptome sind die heilerische Antwort des Körpers auf deine akuten und chronischen Zustände. Der Körper arbeitet also bereits für dich, das ist gut! Nun braucht er eine Zeit lang besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung, da er momentan diese Aufgabe nicht ganz alleine bewältigen kann. Das hilft dir, dich mit dir zu beschäftigen, dich zu versorgen und bestenfalls lieben zu lernen

  • Lass ganz viel los: Verantwortlichkeiten anderen gegenüber; ein zu viel an Pflichtbewusstsein, und ständig parat sein in allen Lebenslagen; die Annahme, beruflich und privat unersetzbar zu sein; das Paradigma „das Leben ist schwer“; das Paradigma „Anerkennung kriege ich nur durch Leistung“… die Liste ist enorm verlängerbar, aber du weißt es selbst, was dich bis hierher getrieben hat!

  • Nimm für diese Prozesse professionelle Hilfe in Anspruch, z.B. bei einer Heilpraktikerin und/oder Psychotherapeutin, alleine drehst du dich nur im Kreis

  • Neben einer gesunden Ernährung sind Nahrungsergänzungen unabdingbar und sollten von einer erfahrenen Therapeutin mit dir abgesprochen werden

  • Gönne dir Körpertherapie, denn die Stresse müssen aus dem Gewebe raus: Massagen, Einreibungen, Cranio, Shiatzu, und was du sonst so magst

  • Mache regelmäßig leichten Ausdauersport sowie einen Sport, bei dem die Faszien gedehnt werden, z.B. Yoga

  • Sprich mit einem guten Hausarzt (der dich ernst nimmt und die Gesamtlage einschätzen kann) über deine Situation (evt. braucht es für eine geraume Zeit auch mal schulmedizinische Unterstützung, auch wenn das keiner will, geht es manchmal nicht ohne)

  • Sei dir bewusst, dass es viel Zeit braucht, um sich aus solch einem Tief heraus zu stabilisieren; hab also keine übersteigerten Ansprüche an deine Fortschritte, sondern leb dein Leben mit deinem Zustand, er gehört momentan zu dir dazu; schaffe dir daher regelmäßig kleine - und größere - Freuden

  • Das tiefe Einverstandensein, das Annehmen deiner Situation mit all ihren Aspekten wird dir neue Räume öffnen, zu einem anderen Verständnis deiner selbst führen und eventuell sogar neue Lebensweichen stellen

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