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Ein Ausflug zum Adel

Aktualisiert: 12. Aug.

Burg Hohenzollern – Preußen erleben im Zollernalbkreis

Prunk und Etikette erwarten mich auf Schritt und Tritt auf und in der Burg Hohenzollern. Der Sitz des preußischen Königshauses und des Fürstengeschlechts Hohenzollern verwoben im schwäbischen Ländle – das ist beeindruckend und sicherlich alles andere als gewöhnlich.


Zu Recht zählt die Burg Hohenzollern zu den bekanntesten und bedeutendsten Sehenswürdigkeiten

auf der schönen schwäbischen Alb. Die moderne Familie des historischen Fürstengeschlechts hält auch heute noch Treffen auf der Burg ab. Die Vergangenheit fließt in die Gegenwart ein, die Gegenwart

bewahrt alte Reliquien und verwebt sie in Zeitgenössisches. Eine Zeitreise, die Altes bewahrt und Neues zulässt und integriert.



Die Liebe zum Detail, die – fast überwältigend – in allem Ersichtlichen zu finden ist – sei es Mauerwerk, Schmuck, Möbel, Fenster, Architektur, Wertsammlungen – beeindruckt mich. Unglaublich, was die Menschen im Mittelalter und in den Epochen davor geleistet, bewirkt, erschaffen haben. Mit dem Verstand kann ich es kaum erfassen, dafür staune ich und gleite durch die Eindrücke, die sich zu einem größeren Bild verweben und mich verzaubern, einfangen, in eine andere Zeit versetzen, die zu meinem heutigen Leben kaum einen Bezug herstellt. Vielleicht ist es genau diese Lücke, dich mich ins Fühlen bringt und Pragmatismus vergessen lässt – nämlich die Vergangenheit in Glanz und Gloria und unser technisiertes, oft kaltes operatives Umgehen mit Mensch und Materie heute – die die Verzauberung, die Entrückung, das Nicht-Erfassen-können, ausmacht.


Liebe zum Detail wo ich hingucke – oder ist es das Ego der längst verstorbenen Burgherren und -herrinnen, dass an Schmuckstücke, Kelche, Gardinen, Möbel, Waffen zusätzlich zum funktionellen Gebrauch noch sämtlichen Prunk in Form von Gold- und Silberbesatz, Perlenarrangements, Kordeln

und Bordüren, Verzierungen sämtlicher Art, anbringen hat lassen?


Alles für Status und Selbstdarstellung – das ist doch was! Alles, um nach außen Rang, Macht, Unangreifbarkeit, Überlegenheit zu demonstrieren. Schutz für die Untergebenen oder schnöder Selbstzweck?

Dennoch, ich staune, was die Menschen vor hunderten von Jahren ohne unsere heute Technik erschaffen haben. Wieviel Mühe, wieviel Arbeit, welch unzählige Stunden Schwerstarbeit und feinste Perfektion,

um diese Gegenstände zu erschaffen, aufgewendet wurden. Glanz und Gloria, ein Leben auf einer goldenen Bühne, in deren Mitte man sich drehte, sich beklatschen und bedienen ließ, als durch Geburt oder Heirat selbstermächtigter Mensch, als solcher gleicher als der Rest.





Und was ist mit dem Rest? Der mühte sich ab, kämpfte mit Armut, schnödem Alltag und Unterjochung, überwältigt von einem Leben voller Untergebenheit, um den Obrigkeiten mittels Abgaben deren Leben voller Annehmlichkeiten zu ermöglichen.


Das fällt mir dazu ein: Alle Menschen sind gleich, aber manche sind gleicher. Umgewandelt und inspiriert von der "Farm der Tiere", Originalzitat: „Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher.“ (Animal Farm, George Orwell, 1945).


Reichtum zieht an. Personen mit Rang ziehen an. Denke an die Stars und Sternchen. Sie werden verehrt und bewundert und ihre Allüren, Affären und charakterschwachen Handlungen werden ihnen stante pede verziehen, weil sie so toll sind und im Rampenlicht stehen und geschafft haben, was dir und mir nicht beschieden ist.



Dennoch - ich staune, wie ich mich verzaubern lasse von Prunk und der Schönheit der Requisiten. Plötzlich bin ich mitten in dieser Welt und stelle mir im Geiste vor, wie die Damen mit Schmuck, Diadem und kostbarer Kleidung ausgestattet, ihre Gemächer durchwandeln, ihre Ruhezonen aufsuchen, sich bedienen lassen, während das Personal aufgerufen ist, alles zur besten Versorgung der Herrschaften zu unternehmen und dabei möglichst unsichtbar zu bleiben, sich durch die nach hinten in die Burg eingelassenen Bedienstetentreppen davon stehlen, um dann doch wie von Zauberhand hervorgebracht zum gewünschten Zeitpunkt wieder aufzutauchen.




Ich stelle mir die Frage – jetzt wieder zurück in der Gegenwart – wie es sich mit den Monarchien dieser Welt verhält. Brauchen wir diese noch? Sind sie noch zeitgemäß?

Geht nicht auf moderne Weise die Ungleichheit zwischen den Menschen weiter?


Diejenigen, die per Geburt in den Königsfamilien aufwachsen, immer noch Glanz und Gloria mit der Muttermilch (falls sie diese überhaupt bekommen?) aufsaugen, während unsereins im System strampelt und sich glücklich schätzt, wenn ein überschaubarer Wohlstand die eigene Lebensqualität definiert.


Es ist schön, dass die alten Schätze des jeweiligen Landes diesem erhalten bleiben, dass sie ausgestellt und damit der Öffentlichkeit zugänglich sind, wie im Beispiel der Burg Hohenzollern. Es ist beeindruckend und durchaus ein schönes Ausflugsziel, das mit einem leckeren Essen im Burggarten abgerundet werden kann (wozu der Geldbeutel definitiv nicht zu klein sein sollte).


Von daher über ich keine Kritik an der Existenz dieses Erbgutes, an dessen Erhalt und seiner kulturellen Bedeutung.


Meine Gedanken gehen vielmehr in die übergeordnete Richtung – ob Monarchien, Adels- und Königsfamilien noch zeitgemäß und gerechtfertigt sind.


„Alle Menschen sind gleich, aber manche sind gleicher.“ Dieser Spruch begleitet mich seit meiner Schulzeit. Geprägt haben mich da unter anderem William Goldings „Lord of the flies“, George Orwells „Big brother is watching you“ und meine intensive Auseinandersetzung mit den deutschen Exilliteraten, als ich im Alter von 18 bis 20 Jahren alt war. Hermann Hesses „Der Steppenwolf“ hat mich in meiner Depression, die sich in den letzten Zügen des Gymnasiums, 12. und 13. Klasse, aufgrund von Mobbing, Einsamkeit und Weltschmerz einstellte, geheilt.


Weiterhin haben mich die Erzählungen, Romane und Schriften von Thomas Mann, Anne Seghers (v.a. „Das siebte Kreuz“), Franz Kafka, Hermann Hesse, Bertold Brecht, Stefan Zweig am Ende meiner Pubertät und den folgenden Schritten ins Erwachsenenlebens begleitet, infiltriert und Gedanken- und Gefühlswelten hervorgebracht, die in ihrer Essenz eine Grundlage meines heutigen psycho-emotionalen Zustandes darstellen.


Es ist, um es mit einfachen Worten auszudrücken, die Auseinandersetzung mit der Menschlichkeit.

Seit meinem 25sten Lebensjahr hat diese Auseinandersetzung einen spirituellen Anstrich bekommen. Meine Lektüre änderte sich und andere Einflüsse und Dimensionen zwischen Erde und Himmel öffneten sich.


Um wieder den Ursprungsgedanken aufzugreifen, den Besuch auf der Burg Hohenzollern…nein, ich brauche keine Monarchien, Königsfamilien, Ajatollahs und sonstige privilegierten Einzelpersonen und Familien.


Alle Menschen sind gleich, dafür brenne ich. Wir unterscheiden uns in der Ausprägung unserer Fähigkeiten, unseres Potentials, unserer Qualität, die wir in die Welt bringen – aber monetäre Unterschiede, geburts- oder heiratsbedingt und alle sonstigen Abstufungen, die den scheinbar Wert

eines Menschen ausmachen, sollte es nicht mehr geben.


Als spirituelle Wesen, die eine menschliche Erfahrung machen, sollte ein Leben in Freiheit, Würde, Klassengleichheit und monetärer gleichberechtigter Ausgangssituation möglich sein.


Der tägliche Kampf ums Überleben, den die Masse erlebt, ist unwürdig und begrenzt die Möglichkeiten der persönlichen und spirituellen Entwicklung. Bewusstsein zählt – nicht Adelsgeschlecht, Prestige, Macht und Geld.


Möge sich das Bewusstsein derart entwickeln, dass alte Energien und damit die Vormachtstellung weniger hier auf Erden abgelöst werden. So dass ein vom Herzen ausgehender Konsens zwischen den Menschen gelebt und gefördert wird. So dass Frieden in und um den Menschen herum realisierbar wird.



Alle Menschen sind nämlich auf Seelenebene gleich – sind vibrierende Bewusstseine in menschlichen Körpern, übrigens auch in tierischen Körpern - die Erfahrungen auf der Erde machen, um in höhere Dimensionen aufzusteigen und das Erdendasein mit seinen Mustern, Zwängen und Themen zu bewältigen.


Wir sind mehr als das, was wir sehen und scheinbar leben. Let’s go, let’s move on.

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