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Die Nieren - Vermittler zwischen Lungenflügeln und unterem Rücken

Winterzeit ist Nierenzeit.


Gerade überspringe ich den Spätsommer. Es mutet mir nicht danach, ihm meine Gedanken zu widmen. Die Hoffnung auf einen goldenen Oktober ist immer noch da. Wer sehnt sich nicht nach warmen Spätsommertagen, die die Melancholie des Rückzugs - seien es die schwächer werdende Sonne oder

die sich bunt färbenden und dann abfallenden Blätter der Bäume und Sträucher - in sich tragen und

die gelb-orangefarbenen Lichtspiele präsentieren? Es kann ja noch werden…


Momentan ist jedoch gleichzeitig April- und Novemberwetter im September. Ich denke somit bereits

an die kalte Jahreszeit und damit an die Nieren, die diese Phase auf der Organebene repräsentieren.


Wenn sich die Schneedecke auf den Erdboden legt, der Frost und Raureif die Natur und die Gegenstände im Außen im Griff haben, brauchen die Nieren Wärme und Ruhe. Die Kälte draußen lädt ein, drinnen im Warmen zu sitzen, zu verweilen bei einer Tasse Tee, vielleicht im Kerzenschein, eingewickelt in eine Wolldecke.


Ein idyllisches Bild, das unserem Alltag eher weniger entspricht.


Würde man die Nieren fragen, würden sie jedoch genau das oder etwas ähnlich besinnlich-beruhigendes wollen. Sich Warmes zuführen: Suppe, Tee, heißes Wasser, Ingwer, warme Speisen sowie viel Rückzug würden bei dem paarigen Organ auf dem Programm stehen.


Kaum können wir noch auf samtig-weiße Schneedecken gucken, die das Land eindecken und Stille verbreiten. Kälte mit Frost gibt es, jedoch sind wir weit entfernt von Wintern mit sibirischem Charakter, so wie ich es noch aus meiner Kindheit kenne. Brauchen dementsprechend die Nieren auch nicht mehr so viel Wärme und Rückzug?


Ich weiß nicht, inwieweit und in welchem Zeitgefüge evolutionäre Veränderungen unseren Organismus formen. Nach wie vor denke ich, dass die Rhythmen der Natur immer noch wie eh und je in unsere Lebenszyklen eingeflochten sind. Sie werden nur kaum noch beachtet.


  • Lebst du nach den Jahreszeiten?

  • Kannst du dein Arbeitspensum im Winter reduzieren?

  • Schläfst du mehr in der kalten Jahreszeit?

  • Gibst du dich mit Entspannung und Zeiten des süßen Nichts-tun zufrieden?


Ich erlebe es bei mir und meinen Mitmenschen, dass wir eher ganzjährig im gleichen Stressmodus und Anspannungstempo unterwegs sind.


Wie schade, dass das System uns so sehr im Griff hat, dass es auch bewussten Menschen selten gelingt, aus den eigenen Spiralen und dem erschöpfenden Dauerlauf auszusteigen.


Warum schreibe ich erneut über die Nieren?

Es geht mir nicht nur darum, ihre Einordnung in den Jahreszeitenzyklus zu beschreiben. Diese kommt aus der TCM und ich finde sie stimmig und inspirierend.


In meinem Praxisalltag und fast täglichen craniosakralen Sitzungen arbeite ich viel mit der Leber. Selbstverständlich ist die Leber unter physischen und psycho-emotionalen Gesichtspunkten ein Dauerbrenner.


Verstärkt melden sich in letzter Zeit die Nieren und erwünschen Beachtung und Behandlung.

 

Die Hauptfunktion der Nieren ist die Entgiftung, also die Filterung von Schadstoffen und deren Ausscheidung über den gebildeten Harn. Die Nieren regulieren den Blutdruck (der diastolische, zweite Wert des Blutdruckwertes gibt hier Hinweise), sie sind verantwortlich für

die Haushalte Säure-Basen, Wasser und Salz.


Die Nieren sind ein paariges Organ, welche rechts und links der Wirbelsäule liegen, circa auf Höhe der 10. bis 12. Rippe. Aufgrund des Platzanspruchs der Leber auf der rechten Körperseite liegt die rechte Niere ungefähr 1,5 cm tiefer als die linke Niere; sie ist tendenziell ein wenig größer. Die Nieren sind von einer Fettkapsel umgeben, die an der Körperrückwand befestigt ist. In dieser Fettkapsel bewegen sich die Nieren physiologisch im Cranio-Rhythmus nach unten und oben.


Diese Beweglichkeit - Motilität genannt - schränkt sich beispielsweise bei Verspannungen der Zwerchfell- und der Rückenmuskulatur ein. Das wiederum wirkt sich auf Leber, Magen, Lungen und Herz aus. Belastungen dieser Organe ziehen wiederum eine Einschränkung der Zwerchfellbewegung nach sich und umgekehrt reduzieren Verspannungen im Zwerchfellmuskel in der Folge die Motilität der Organe unseres Rumpfes. Die natürliche Massage der Bauchorgane sowie die Rhythmisierung von Lungen und Herz schwächen sich ab und Festigkeiten im faszialen Gewebe dieser Organe wirken sich auf die umgebenden Nachbarorgane (Milz, Darm, Bauchspeicheldrüse) aus.


Faszien sind mit Faszien verbunden, sie sind dreidimensionale Gewebefasern, die einen umfassenden Stütz- und Halteapparat bilden.


Die Nieren fungieren somit als Vermittler zwischen oberem Rumpf und unterem Rücken. Möchtest du frei atmen, sollte die Motilität der Nieren gut sein. Leidest du unter Lumbalgie und Ischialgie, sollte ebenso die Nierenmotilität gestärkt werden.


Symptome und Erkrankungen, bei denen an eine Behandlung der Nieren gedacht werden kann:
  • Lungenerkrankungen: wie Asthma, chronische Bronchitis, Zustand nach Lungenentzündung, Bronchialkatarrhe, bleibender Husten nach Infektionen, ständiges Räuspern und Hüsteln, Kurzatmigkeit, nächtliche Atemaussetzer

  • Nierenschwächung: aufgrund von Nieren- und Blasenentzündungen, dauerhaft zu wenig trinken, Zysten

  • Verspannungen der Rückenmuskulatur: sportbedingt, haltungsbedingt, Hexenschuß, aufgrund von Skoliose oder Wirbeldegeneration, Bandscheibenvorfälle, fehlende Aufrichtung der Brustwirbelsäule

  • Fehlhaltungen beim Sitzen, meist nach vorne gebeugt mit hängenden Schultern und überstrecktem Kopf

  • Beine übereinanderschlagen, zu häufig ohne Gegendehnung

  • Fehlende Muskulatur zwischen den Schulterblättern, gerne bei Frauen

  • Untere Rückenbeschwerden: Ischialgien, Steißbeinschmerzen, ISG-Blockierungen, Beinlängendifferenz, Beckenschiefstand, Hohlkreuz

  • HWS-Beschwerden, HWS- und BWS-Blockierungen, Schulter-Arm-Syndrom

  • Unterleibsbeschwerden, Menstruationsbeschwerden, Myome, Wechseljahrsbeschwerden

  • Migräne, die oft nicht nur den Schädel komprimiert, sondern sich ebenso auf der Faszienebene im Rücken manifestiert und die Motilität von Magen und/oder Leber beeinflusst und für Festigkeiten sorgt


Niere/Blase als Organverbund stehen thematisch für Ängste jeder Art, bewusste, unbewusste, konkrete und diffuse sowie Beziehungsthemen im weitesten Sinne. Wer kann sich schon davon ausnehmen, in diesem großen Kontext ebenfalls Situationen erlebt zu haben, die hier einzuordnen sind.


Auf emotionale Befindlichkeiten reagieren die Organe genauso wie auf materielle, krankheitsbedingte Geschehnisse mit Schwächung der Bewegung, also Reduzierung der Motilität. Die Faszien verkürzen sich, Emotionen werden eingespeichert. Eine Bewegungseinschränkung findet statt, möglicherweise im minimalsten Bereich, aber in Auswirkung auf das umliegende Gewebe und einer zeitlich erfolgenden Verstärkung des Ganzen, wenn dem nicht entgegengearbeitet wird.


Es ist offensichtlich sehr komplex. Neben dem, dass eine physische Verbesserung mit der Behandlung

der Nieren stattfindet, gibt es auch eine emotionale Entlastung. Auch wenn diese Themen nicht konkret benannt oder angesprochen werden, haben wir die Chance, dass Anteile davon in der Körperarbeit abfließen, so wie das jeweilige System es im Moment herzugeben vermag.


Ängste sind allgegenwärtig in unserer Gesellschaft. Es lohnt sich auf jeden Fall, an die Nieren zu denken. Dieses wichtige Organ, was im chinesischen Sinne die Lebensenergie für die gesamte Lebensspanne eines Menschen zur Verfügung stellt, sollte immer wieder gereinigt und energetisiert werden.


Die Nieren nehmen es dankbar an, wenn während ihrer Behandlung nicht Missstände, sondern Gesundheit fokussiert wird.

Natürlich gucken wir in der therapeutischen Situation dahin, wo es nötig ist, wo etwas verbessert, behoben, geheilt werden kann, aber der Fokus auf die Gesundheit ist im Grunde noch wichtiger.

Dies geht mit einer großen Bewusstseinsarbeit und -veränderung einher und ist nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen. Im Laufe der Zeit, in der ich mich damit beschäftige, dass ich gesund bin,

dass mein natürlicher Urzustand Gesundheit ist und auch mein Körper in der Lage ist, mit vorhandenen Problemen umzugehen und diese zu regulieren, kehrt in mein Bewusstsein mehr und mehr das innere Erleben und innere gefühlsmäßige Erfassung von Gesundheit ein. Eine neue Lebensqualität und ein neues Lebensenergieniveau, das Energie spendet, Zuversicht und Vertrauen stärkt und schenkt. Um diese Haltung im therapeutischen Kontext zur Verfügung zu stellen, braucht es Selbsterfahrung und Realisation derselben.

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